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Roemerwanderung

Römerzeit im Raum  Bettendorf

 

Zu diesem Thema wird in der Festschrift zur 825-Jahr Feier der Ortsgemeinde Bettendorf folgendes berichtet :

 

Wanderung auf den Spuren der Römerim Gebiet der Gemeinde Bettendorf

von Edgar Ehling  (Repro Arnd Witzky)


Rings umgeben von prächtigen Hochwäldern, liegt in einer flachen Talmulde etwa 300m über Meeresspiegel  das idyllische Taunusdörfchen Bettendorf. Die Stille und der Frieden der Wälder geben dem Dorf einen beschaulichen Reiz.

An der Gemeindegrenze Bettendorfs im Norden und Osten an den Waldbereichen sind gut erkennbare Reste des Limes -  .römischer Grenzwall - zu erkunden. Teilweise wird durch diesen römischen  Grenzwall sogar die Gemeindegrenze gebildet.

Die erkennbare Geschichte, in Bauwerken sichtbar, geht für das Gemeindegebiet Bettendorf also bis in die  Zeit des Römischen Reiches zurück.

Die große Bedeutung des Kulturdenkmales »Römischer Limes« liegt für uns heute in der Darstellung von Macht, Staats- und Wirtschaftspolitik vor rund 2000 Jahren.

Für knapp 200 Jahre gehörten die Gebiete rechts des Rheines sowie nördlich des Mains und der Lahn zum römischen Reichsgebiet. In dieser Zeit durchschnitt eine befestigte Grenze, der Limes, germanischen Siedlungsgebiet. Die Reste hiervon sind heute noch vorhanden.

In dieser Region, in Westerwald und Taunus, die durch den bekannten römischen Feldherrn und Staatsmann Gajus Julius Caesar ca. 50 vor Christi Geburt 'erobert wurde, entstanden reiche und blühende römische Provinzen. Die Römer haben auch hier in den nördlichen Randgebieten ihren Reiches bedeutende Zeugnisse einer hohen Kultur hinterlassen.

Kein anderes archäologisches Bauwerk aus römischer Zeit in Mitteleuropa aber ist nur annähernd so groß wie der rechtsrheinische Limes, der von Bad Hönningen / Rheinbrohl nördlich von Koblenz bis zur Donau bei Regensburg verläuft. Insgesamt ist der Limes 500 Kilometer lang und noch heute nachweisbar und auf weiten Strecken sogar deutlich sichtbar. Dies ist auch in Bettendorf der Fall.

In seinem letzten Ausbauzustand hatten etwa 900 Türme. und rund 60 Kastelle (befestigte Garnisonen) die römische Reichsgrenze gegenüber Germanien gesichert.

In den Gemarkungsbereichen Bettendorfs befinden sich hiervon ein Wachtposten (Turm) und ein Kastell.

Auf einer Rundwanderung können diese Spuren aus der Römerzeit erlebt und gesehen werden.

Ausgangspunkt dieser Wanderung kann die Kreuzung der Bäderstraße mit der Kreisstraße ObertiefenbachBettendorf sein. Diese Rundwanderung bewegt sich auf Feldwegen, Waldwegen und Pfaden und zeigt ausgezeichnet  erhaltene Limesstrecken, Schutthügel von Wachtüimen und Reste des Kastells Pfarrhofen.


Die Länge der Wanderstrecke beträgt ca. 8 km, und die Laufzeit kann mit 2 1/2' Stunden angesetzt werden. Fürs Schauen, Besichtigen, Verweilen und vielleicht sogar rasten wird zusätzlich ausreichend Zeit eingeplant, so daß ein halber bis ein ganzer Tag auf den Spuren der Römer ausgefüllt sein kann.
Den Kindern können hierbei noch spannende Geschichten über die Germanen und Römer erzählt werden. So kann Geschichte lebendig erfahren werden, sogar im Bereich der eigenen Gemeinde Bettendorf.

Die folgende Skizze veranschaulicht den Routenverlauf

Wanderweg

 

 

 

 

Im Namen »Pohlerwäldchen, bezogen auf den Nachbarort Pohl, hat sich die Erinnerung an den »Pfahl«, die Palisade vor dem. Wall erhalten. Die sehr gut erhaltenen Limesstrecken in den Waldgebieten Bettendorfs sind noch nicht durch gepflegte Wander Wege erschlossen, sondern müssen im Wald, der hier gut zu begehen ist, aufgesucht werden. Aber gerade diese Strecken sind den Begang wert. Es ist auch von eigenem Reiz, den Grenzwall im Dickicht der Wälder an selten begangenen Strecken zu erwandern

 

Der Feldweg nordöstlich des Wolfshofes, ein Teil des Limeshöhenweges, führt .in nördlicher Richtung auf das Pohlerwäldchen zu  Der Limes zog, heute nicht mehr sichtbar, etwa 50 m rechts des Feldweges vorbei. An der südöstlichen Waldspitze findet manWall und Graben bereits am Waldrand ausgezeichnet erhalten vor. Im Wald selbst kann man auf dem Limes laufen, allerdings muß man sich etwas durch das Gebüsch zwängen. Vor allem findet manden Graben besonders gut ausgeprägt vor. Der Wall ragt ca. 2m hoch auf. Wer die Mühe scheut, sich auf dem Wall durch dasDickicht zu schlängeln, der kann am Waldesrand, nach der.Besichtigung des Limes, auf dem Limeshöhenweg, der gut, mit  einem Türmchen gekennzeichnet ist, weitergehen.


Doch gerade hier im Pohlerwäldchen ist der Limes auf einer Länge von 600 m ohne Unterbrechung sehr gut erhalten, so daß sich die Mühe des “Gebüschschlängelns” lohnt.

Im Nadelholzwald ist das Gehen angenehm, der Wald ist fast unterholzfrei. Auf dem Wall, der sich hier als breiter Damm zeigt,führt bereite ein Fußpfad entlang. Man gelangt an einen den zur römischen Zeit bestehenden Pfad zurück. Es wurde nämlich von Archäologen festgestellt, daß der Limes im Bereich des Wegesschon immer unterbrochen war.

Im Bereich des Waldweges sind auch die Schutthügel der Wachtürme zu finden. Der . Schutthügel des früheren Steinturmes ist sehr verflacht und zeigt eine Einsenkung in der Mitte. Grundrißähnliche  Vertiefungen oder Mauerreste sind nicht vorhanden.

Der östlich davon liegende Holzturmhügel läßt sieht nicht mehr erkennen Vor dem Limes liegt ein etwa 2m hoher Grabhügel, an dessen nordöstlichem Kreis die Palisade eingetieft war Es wird deutlich, daß die Römer auch hier konsequent alle Hindernisse in das Grenzsicherungsystem einbezogen. und nicht etwa den Grabhügel der zur Römerzeit noch höher gewesen sein dürfte, umgingen. Der Hügel mißt etwa 20m im Durchmesser und weist in der Mitte eine Vertiefung, die Spur früherer Grabwagen, auf.
    
Auch in nördlicher Richtung sind weitere Hügelgräber erkennbar. An dieser Stelle biegt der Limes leicht nach Nordwesten ab. Zum Waldesrand hin verflachen Wall und Graben. In den Ackerflächen ist der Limes heute kaum mehr erkennbar.

Jetzt kann man das Pohlerwäldchen durchqueren und an Waldwiesen rasten und das Gesehene erörtern. Nach. der Rundung geht es vorbei am Sonnenhof und man sieht vor sich. das ins Ta1 eingeschmiegte Bettendorf. Es geht jetzt am Waldesrand entlang und wir genießen den Ausblick. Hinter dem Wasserwerk geht es wieder in den Wald in Richtung Pfarrhofen. Man muß nun das Kleinkastell “Pfarrhofen” suchen, da zu ihm keine Wege führen.

Die Schuttwälle des Kastelle ragen an der Hangseite ca 0.75 m hoch auf. Das Kastell wurde als ebene Fläche in den Hang eingebaut, so daß sich talseitig ein Wall und hangseitig eine Böschung gebildet haben. Das Kastell ist quadratisch und bedeckt eine Fläche von 0,15 Hektar. Es wurde in Stein gebaut und besaß nicht die üllichen runden Ecken. Dies könnte eine Besonderheit bedeuten, die auf eine zeitlich spätere, Bauweise schließen läßt.

Die Besatzung des Kastelle ist nicht bekannt. Der Wall ist sehr flach und auch der Graben zeichnet sich noch ab. Durch den lichten Wald ist die Anlage überschaubar, wenn auch die mit den Höhenlinien des Bodens verlaufenden Kastellseiten nicht  mehr deutlich sind. Von der Innenbebauung sind keine Spuren vorhanden.

Neben Grabungsspuren ist die ehemalige Umwallung des Kastelle Pfarrhofen sehr gut sichtbar. Der Limes verläuft jenseits der Bäderstraße in rund 250m Entfernung vom Kastell. Im Kohlwald ist der Limes auf einer Länge von 500m gut erhalten zu besichtigen. Hier im Hochwald sind Reste eines Holz und eines Steinturmhügela zu finden. Hier zwischen den gut erkennbaren Schuttbügeln war in der Römerzeit ein Wegedurchgang.

Die Kleinkastelle dienten verschiedenen Zwecken. Einige überwachten Limesdurchgänge. Dies dürfte auch für das Kleinkastell Pfarrhofen zutreffen.

Kleinkastelle waren häufig von Einheiten mit oft speziellen Aufgaben belegt. In der Nähe größerer Kastelle, wie z. B. Holzhausen, dienten sie gelegentlich als Unterkünfte für die Wachmannschaften der Türme, um die sonst täglicii notwendigen An und Abmärsche zu den Wachtposten zu vermindern. Denn der Wachtdienst am Limes wurde von den Kastellen aus versehen. Die Besatzungen unterhielten auch den Limes. Sie übernahmen  in friedlichen Zeiten  den Kontroll und Zolldienst an der Grenze. Und sie hatten in kriegerischen Zeiten taktische Abwehraufgaben auszuführen. Sie waren die anwesende militärische Macht . im Grenzbereich. Die Kastelle dienten dem dauernden Aufenthalt der Grenztruppen. In Kleinkastellen gab es oft nur einen im Grundriß uförmigen Innenbau unmittelbar an die Umwehrung angelehnt. In kleineren Kastellen standen manchmal nur Zelte:

Die Kastelle am Limes waren durch Straßen, aber, auch in der Form befestigter Wege, miteinander verbunden. Sie erlaubten schnelle Truppenbewegungen und sicheren Nachschub ebenso wie Handelsverkehr und Versorgung. Auch führten Straßen und Wege durch den Limes aus den römisch besetzten Gebieten in das freie Germanien. Sie wurden in beiden Richtungen zu militärischen Vorstößen: diplomatischen Reisen und zum , Handelsaustausch benutzt. Einige dieser, Wegeführungen sind in das heutige Straßennetz übergegangen.

Der Limes war zur Römerzeit sehr belebt. Die Einheiten der Kastelle und die Bevölkerung der Kastelldörfer sorgten für ein buntes und vielfältiges Leben in und um die Kastelle. Eine .wichtige Rolle spielten hierbei die Badeanlagen. Fast immer lag die Badeanstalt in unmittelbarer Nähe aber außerhalb der Kastelle. Eine römische Badeanlage ist nicht zu vergleichen mit dem heutigen Hallenbad. Die Thermen dienten nicht nur der Gesundheit und Hygiene, sondern sie waren zugleich eine Art Clubhaus, in dem sich ein Teil des öffentlichen Lebens abspielte und wo auch Lokalpolitik gemacht wurde, die auch damals schon eine wichtige Rolle spielte.

Zur Badeausrüstung zählten Handtücher und Schaber, Holzschuhe und kleine Flaschen mit parfümierten Ölen zum Einreiben. Wer in den Wäldern Bettendorfs um Pfarrhofen herum eines dieser alten Fläschchen fände, würde den Beweis für eine solche Badeanlage hiermit liefern können.

Die Römer und ihre Besucher liebten beim Bad die Abfolge »heiß und dann kalt«. Entsprechend waren die Bäder aufgebaut. Hinter dem Eingang waren die Kleiderablage  es wurde nackt gebadet und die Toiletten angeordnet. Es folgten. die Schwitzräume. das Warmbad, das Lauwarmbad und zum Schluß das Kaltbad. Im Lauwarmbad wurde auch die übliche Körperpflege mit Salben und Parfümen betrieben. Die Bäder waren, mit Ausnahme der Kaltbaderäume beheizt und es. gab fließendes Wasser aus Zapfstellen.

Um fast  alle Kastelle gruppierten sich Häuser zu Lagerdörfern. Die langgezogenen Bauten ordneten sich mit der Schmalseite zu den Zuwegen der Kastelle an oder standen in Gruppen zusammen. Diese dörflichen Häuser waren als Fachwerkbauten ausgeführt und . hatten häufig einen Keller zur Vorratshaltung. In diesen Lagerdörfern wohnten die Angehörigen der Soldaten. Händler und Handwerker gehörtes zu den Bewohnern.

Bei vielen Kartelldörfern bildeten sich kleine Märkte heraus. Hier bot die bäuerliche Bevölkerung der Umgebung ihre Ware an. Zu den unverzichtbaren. Bestandteilen der Dörfer vor den Kastellen zählten die Kneipen. Sie hatten auch zu römischer Zeit im Taunus großen Freizeitwert.

Auf einer Rundwanderung am Limes im Bereich der Gemeinde Bettendorf können diese Spuren der Geschichte nachempfunden werden. Die 825-Jahrfeier der Gemeinde Bettendorf sollte Anlaß sein. sich in die Geschichte des Ortes zu vertiefen, aber auch direkt in der Natur hervorragende Zeugnisse der Geschichte aufzusuchen. Diese vorhandenen Zeugnisse sollten uns jetzt Lebenden aber auch aufzeigen, da B es sich lohnt und auch was Wert ist, Merkpunkte, ob in Bau oder Naturdenkmalen, zu erhalten.

Das Wandern am Limes soll nicht nur Flucht aus dem Alltag beinhalten, sondern beitragen, die Hinterlassenschaft der Geschichte, hier der Römer, kennenzulernen und sich des großen Wertes dieser Anlagen als allgemeines Kulturgut bewußt werden zu lassen.